Funktionelle Medizin
Was ist das?
Funktionelle Medizin ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Behandlung von Erkrankungen und gesundheitlichen Beschwerden, der seinen Ursprung in der klassischen Schulmedizin hat und sich stetig weiter entwickelt. Der Antrieb für die Entwicklung dieser medizinischen Richtung ist die Suche nach neuen oder ergänzenden Behandlungsmöglichkeiten für eine stetig steigende Zahl an chronischer Krankheiten, häufig den sogenannten Zivilisationskrankheiten (z.B Diabetis mellitus Typ 2, Adipositas, Bluthochdruck, u.w.).
Was beutetet "funktionell" ?
Das Wort funktionell ist auf das Verständnis bezogen, wie der menschliche Körper funktioniert. Um Menschen zu helfen, einen Zustand der Gesundheit zu fördern und Krankheiten zu heilen oder die Symptome nicht heilbarer Krankheiten zu lindern, müssen wir zunächst begreifen, wie Gesundheit und Krankheit überhaupt entstehen. Dazu braucht es ein umfänglichen Einblick in die biochemischen Prozesse im menschlichen Körper.
Wenn wir die Funktion einzelner Stoffwechselvorgänge und Regelkreise (auf Zellebene) verstehen, können wir erkennen, wo Funktionsstörungen vorliegen, die die Entstehung bestimmter Krankheiten begünstigen können. Und wenn wir das erkannt haben, können wir gezielt versuchen, die normale Funktion wieder herzustellen. Die Beschwerden werden dann wieder verschwinden.
Schulmedizin und funktionelle Medizin
Die Schulmedizin vollzieht fortlaufend einen unheimlichen Forschungsfortschritt und ist dadurch zum Beispiel in der Lage, hochkomplexe Operationen durchzuführen und in der Akut- und Notfallmedizin, Menschenleben zu retten. Darüberhinaus gibt es Medikamente, die bestimmte Krankheiten heilen können (meistens Infektionskrankheiten) oder solche, die die Lebensqualität bei einer nicht zu heilenden Erkrankung erhöhen.
Doch unsere westlichen industrialisierten Lebensbedingungen haben sich stark geändert (chronischer Stress, Fehlernährung, Umweltgifte, Bewegungsmangel, etc). Das führt zu einer steigenden Zahl von Beschwerden und Krankheiten und zwar sowohl zu körperlichen als auch zu psychischen Beschwerden und zu Mischformen, den sogenannten psychosomatischen Beschwerden. Die klassische Schulmedizin ist auf diesen Wandel unseres modernen Lebens nicht angepasst, wodurch betroffene Patienten/Patientinnen zumindest nach aktuellem Stand nicht optimal betreut werden können.
Bei der Behandlung der Zivilisationskrankheiten und chronischer Beschwerdezustände, stößt die Schulmedizin an ihre Grenzen, weil die Medikamente, die sie dagegen verabreichen kann, nur die Symptome lindert oder unterdrückt. Die Ursachen der Probleme werden dabei aber nicht behandelt, wodurch das eigentliche Problem bestehen bleibt und zu einer weiteren Verschlechterung der Symptome oder zur Entstehung neuer Symptome führen kann.
Der Patient mit seiner Individualität und seinem Gesamtbild, muss mehr in den Fokus der Behandlung gerückt werden. Was macht diesen Menschen aus, wie lebt er, wie ernährt er sich, wie bewegt er sich, was beschäftigt ihn. Mediziner bräuchten mehr Zeit mit dem Patienten, um dem gerecht zu werden. Die Strukturierung unseres Gesundheitssystems macht das aber schwierig und behindert so eine patientengerechte moderne Behandlung. Die Schulmedizin wird noch eine Zeit brauchen, um sich den neuen und wachsenden Herausforderungen durch unseren modernen Lebensstil anzupassen.
Es ist gut, dass es auch heute schon Therapeuten/Therapeutinnen gibt, die sich in funktioneller Medizin fortbilden und versuchen die Ursachen der Beschwerden zu finden.
Funktionellen Medizin in der Arztpraxis
In der funktionellen Medizin steht der Patient mit seinen individuellen Gegebenheiten im Zentrum der Behandlung. Die Therapeuten/Therapeutinnen haben Zeit, sich ein genaues Bild von dem Patienten/Patientin zu machen.
1. Ursachen Forschung
Da die Entstehung der meisten Zivilisationskrankheiten und die Entwicklung chronischer Beschwerden häufig multifaktoriell geschieht, ist es besonders wichtig, möglichst viele Aspekte aus dem Leben des Patienten/Patientin zu betrachten, welche die Gesundheit beeinflussen können.
Folgende Punkte können zum Beispiel eine Rolle spielen und damit mit ursächlich für die Beschwerden sein:
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Medizinsche Vorgeschichte
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Ernährung
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Nebenwirkung und Wechselwirkung von Medikamenten
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Bewegung
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Psychische Stabilität
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Stress
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Umwelteinflüsse (Umweltgifte, steigende Temperaturen)
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Außerdem ist es von großer Bedeutung zu verstehen, wie sich die Beschwerden des Patienten gegenseitig beeinflussen können (bsp. das Zusammenspiel chronische Darmentzündungen mit der Funktionalität des Immunsystems)
Neben ausführlichen Anamnesegesprächen, kommen verschiedene diagnostische Werkzeuge zum Einsatz. Diese können weitere Hinweise auf mögliche Ursachen liefern, die die Beschwerden beeinflussen oder auslösen. Dazu zählen zum Beispiel:
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Ausführliche Blutuntersuchungen im Labor. Neben den üblichen Werten (kleines und großes Blutbild) die beim Hausarzt häufig bestimmt werden, können hier auch Werte untersucht werden, die die Funktionalität einzelner Systeme im Körper abbilden (bsp. Werte zu einzelnen Organen, Werte des Immunsystems oder Werte zur Funktion der Energiebereitstellung durch Mitochondrien (Kraftwerke jeder Körperzelle))
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Stuhluntersuchungen im Labor. Diese Analysen geben Auskunft darüber, wie gesund (in gewissermaßen "normal") das Mikrobiom des Darms aufgebaut ist (Diversität und Größe der Bakterienstämme, Fehlen von Bakterienstämme), ob die Schleimhaut und Darmwand zu Entzündungen neigt, etc... Da immer mehr Studien zeigen wie sehr die Gesundheit und Funktionalität des Darms die Gesundheit des restlichen Körpers beeinflusst, ist das ein ganz wesentlicher Punkt in der Behandlung chronischer Beschwerdebilder.
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Die Herzraten-Variabilität zeigt, wie Anpassungsfähig das vegetative Nervensystem auf die beiden Pole Stress und Ruhe reagiert und gibt Auskunft über die Regenerationsfähigkeit des Körpers und somit auch einen Hinweis auf den allgemeinen Gesundheitszustand
2. Auswertung der Ergebnisse und Entwicklung eines Therapieplans
Wir sind der Auffassung , dass die Compliance eines Patienten/Patientin (also die Bereitschaft die Therapiemaßnahmen, so wie vorgesehen, durch zuführen) stark davon abhängig ist, wie sehr der Patient/Patientin die Wirkung von Ursache-Folge-Kette verstanden hat. Deshalb ist es uns wichtig, die gewonnen Daten aus der Anamnese und der klinischen Untersuchung gemeinsam mit Ihnen zu besprechen und einen Therapieplan zu erarbeiten.
3. Begleitung des Patienten/Patientin
Unser Körper ist ein wahres Wunderwerk der Anpassung. Dennoch brauchen die meisten Menschen Geduld, bis sich die Beschwerden verändern und verschwinden. So schleichend wie sich die meisten chronischen Erkrankungen entwickeln, so langsam werden sie sich auch zurück bilden. In diesem Zeitraum begleiten wir Sie und überprüfen gemeinsam mit Ihnen die Entwicklung ihrer Beschwerden, um bei Bedarf auch Anpassungen im Therapieplan vorzunehmen.
Therapeutische Interventionen
Die Zahl der therapeutischen Interventionen im Bereich der funktionellen Medizin sind vielfältig. Da die Entstehung von Zivilisationskrankheiten wie bereits erwähnt meist durch eine Vielzahl verschiedener Faktoren begünstigt und gegenseitig beeinflusst wird, gibt es auch eine Vielzahl unterschiedlicher Ansatzpunkte um die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und somit langfristig einen Punkt der natürlichen Balance innerhalb der Gesundheit zu erreichen.
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Mikronährstofftherapie, Infusionstherapie
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Mikrobiom-Aufbau (Wiederaufbau einer gestörten Darmflora)
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Phytotherapie
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Ernährungstherapie
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Manuelle Therapie wie Osteopathie
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Stressmanagement
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Bewegung
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Höhentraining
Unsere Psyche und unser Körper können in ihrer Funktion nicht getrennt betrachtet werden und beeinflussen sich IMMER gegenseitig. In unserer Behandlung versuchen wir diese Wechselwirkung zu berücksichtigen. In einigen Fällen kann eine begleitende psychotherapeutische Behandlung notwendig sein.